Amerikas Steuerzahler wurden durch die Politik dazu gezwungen, den Banken einen Betrag in Höhe von $750 Milliarden zur Verfügung zu stellen. Es handelt sich um eine Summe, die das Jahresbudget des Verteidigungsministeriums übertrifft. Ein Bankenbailout in dieser Größenordnung war bis dahin ungesehen.

Doch selbst diese astronomische Summe erwies sich nicht als ausreichend, um erfolgreich zu wirken. Die amerikanische Federal Reserve sah sich zusätzlich dazu gezwungen, dauerhaft an den Finanzmärkten zu intervenieren und deren Bilanzbuch um knapp $4 Billionen zu expandieren, um die Solvenz der als „Too-big-to-fail“ erklärten Kreditgeber zu gewährleisten.

Der daraus resultierende enorme Anstieg des weltweiten Dollarangebots, auch bekannt unter dem Kürzel Quantitative Easing, inflationierte die Finanzvermögenspreise anstatt den offiziell verlautbarten Verbraucherpreisindex zu beflügeln. Der Anstieg der Bond- und Aktienkurse bildet einen bedeutenden Faktor in Bezug auf die stetige Verschlechterung der Einkommens- und Vermögensverteilung in den USA.

Die wirtschaftliche Polarisierung hat das Image und die Realität der Vereinigten Staaten, ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten zu sein, weitläufig untergraben. Gleichzeitig hat sich die sowohl die politische als auch die ökonomische Instabilität massiv erhöht, was sich bis auf den letzten Winkel unseres Landes auswirkt.  

Daraus resultieren hohe Kosten für die Allgemeinheit zum Vorteil der Wohlhabenden, die zuvor bereits finanziell wohlhabend gewesen sind. Was sich im Hinblick auf die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes sagen lässt, ist, dass diese Gesetzesaufhebung ein recht egalitäres demokratisches System mit einer großen Mittelklasse in ein System transformiert hat, das nur noch allein dem obersten 1% an der Gesellschaftsspitze dienlich ist.

Die restlichen 99% der Gesellschaft kommen dabei ziemlich schlecht weg. Die Aufhebung des Gesetzes hatte zur Folge, dass das Image der Vereinigten Staaten als offene und stetig prosperierende Gesellschaft zerstört wurde. Die Wähler sind sich des Abstiegs im Hinblick auf deren ökonomische Lebensumstände durchaus bewusst, was sich vor allem im Angesicht der im letzten Jahr abgehaltenen Präsidentschaftswahlen wiederspiegelte.

Sind US-Arbeitsmarktdaten reine Fake-News?

Die große Mehrheit der Amerikaner ist sich durchaus darüber bewusst, dass der allmonatlich verkündete Nonsens des Bureau of Labor Statistics (Stichwort: Offizielle Arbeitslosenquote von 4,3%) reine Fake News sind. Die Arbeitsmarktdaten und die niedrige Arbeitslosenquote des BLS basieren rein darauf, dass Millionen von entmutigten Arbeitssuchenden nicht mehr in der offiziellen Statistik berücksichtigt werden.

Wenn Sie sich in den letzten vier Wochen nicht mehr aktiv um einen Job bemüht haben, werden Sie nicht mehr zur Erwerbsbevölkerung hinzu gerechnet. Das den offiziellen Berechnungen zugrunde liegende Geburts- und Sterbemodell, ein rein theoretisches Konstrukt, leistet einen großen Beitrag zur Verkündung von real nicht existierenden Arbeitsplätzen.

Diese neuen Arbeitsplätze basieren auf reiner Vermutung. In der Realität gibt es dieses Jobs hingegen nicht. Darüber hinaus hält die Substitution von Vollzeit- in Teilzeitarbeitsplätze in den USA ununterbrochen an. Zudem werden Pensions- und Gesundheitsvorsorgeleistungen, die einst einen substanziellen Bestandteil des Vergütungspakets ausmachten, terminiert. . 

Es macht aus diesem Blickwinkel Sinn, kommerzielle Geschäftsaktivitäten der Banken von deren Investmentgeschäften zu trennen. Die amerikanische  Steuerzahler versichern die Konten von kommerziellen Geschäftsbanken, weshalb diese Garantie nicht dazu missbraucht werden sollte, die Investmentbankaktivitäten, denen zumeist der Einsatz von höchst riskanten Finanzinstrumenten – wie Subprime und andere Derivate – zugrunde liegt, abzusichern.

Die US-Regierung verstand und durchschaute dieses Faktum im Jahr 1933, doch im Jahr 1999 waren diese Dinge unter der ausgehenden Clinton-Administration wohl gänzlich in Vergessenheit geraten. Diese deutliche Verschlechterung in Bezug auf die Kompetenz unserer Regierung hat unserem Land erhebliche Kosten auferlegt.

Im Zuge der Verschmelzung des kommerziellen Bankgeschäfts mit den Investmentaktivitäten hat die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes in massiver Weise dazu geführt, unserem Bankensystem die Möglichkeit einzuräumen, höchst riskante Finanzinstrumente zu kreieren, für die Amerikas Steuerzahler nun gerade stehen.

Wir blicken also auf die außergewöhnliche Situation, dass die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes 99% der Gesellschaft dazu zwang, dem obersten 1 % an der Gesellschaftsspitze einen Superbailout zu leisten. Des Weiteren hat die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes die Vereinigten Staaten in ein instabiles Wirtschafts-, Politik- und Sozialsystem transformiert.

Wozu hat die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes geführt?

Wir blicken heute auf eine Situation, in der Millionen von Amerikanern ihre einst gut bezahlten Vollzeitjobs aufgrund einer stetig anhaltenden Auslagerung von Arbeitsplätzen ins überseeische Ausland verloren haben. Das sich im Zuge von zulegender Teilzeitarbeitsarbeit verschlechternde Einkommen lässt nach Abzug von Zins- und Gebührenzahlungen an das Finanzsystem kaum mehr Spielraum im Hinblick auf die frei verfügbaren Einkommen.

Diese Situation ist politisch nicht mehr länger tragbar, solange der Kongress und das Weiße Haus ihre durch die Wähler übertragenen Aufgaben vollends an Wall Street und die großen Banken unseres Landes delegieren – und dies offiziell machen. Eine zunehmende Anzahl von kritischen Stimmen geht davon aus, dass dies längst schon geschehen ist.

Wo findet in unserer Gesellschaft heute also noch Demokratie statt, wenn das oberste 1 % der Gesellschaft seine finanziellen Verluste komplett auf Kosten der restlichen 99 % abzudecken weiß, was genau das ist, wozu die Aufhebung des Glass-Steagall-Gesetzes geführt hat?

Das Glass-Steagall-Gesetz muss nicht nur wieder eingeführt werden, sondern die Großbanken unseres Landes müssen dringend in einzelne Einheiten zerschlagen werden. Die Sichtweise, nach der es irgendeine Firma in der Welt gibt, die zu groß ist, um wirtschaftlich zu scheitern, unterläuft voll und ganz den Geist des Kapitalismus.

Die Basis des Kapitalismus bildete von jeher die Tatsache, dass jene Unternehmen, die Ressourcen missbrauchen oder schlecht wirtschaften, aus dem Wettbewerb mittels Bankrotts ausscheiden. Auf diese Weise fallen diese schlecht verwalteten Ressourcen jenen Firmen zu, die diese Ressourcen in einen Profit umzuwandeln wissen.

Der Kapitalismus sollte der Gesellschaft dienen – und nicht von A bis Z davon abhängig sein, dass die Gesellschaft dem System einen Bailout liefern wird, falls nötig. Ich war einst selbst anwesend, als George Champion, der ehemalige CEO der Chase Manhattan Bank vor dem Bankenausschuss des Senats bezeugte, dass das Resultat einer wachsenden Größe im Banken- und Finanzsektor darin resultieren würde, dass Kreditgeber zu groß würden.

Im gleichen Atemzug würden diese Kreditgeber die in den Kommunen gebildeten Ersparnisse aus dem System ziehen, um diese Finanzmittel dem Handel mit Finanzvermögenswerten zu öffnen. Konsequenterweise würden Amerikas Kommunen dem Ableben von beleihbaren Finanzersparnissen entgegenblicken, was sich äußerst negativ auf die Finanzierungsfähigkeit von kommunal aktiven Unternehmen auswirken würde.

I schrieb damals darüber für Business Week einen Artikel. Doch anstelle diese Aussagen aus dem Munde eines der bedeutendsten Banker seiner Zeit ernst zu nehmen, setzten sich die weiter oben beschriebenen Narreteien nahtlos fort. Als stellvertretender Finanzminister unseres Landes innerhalb der Reagan-Administration wehrte ich mich gegen jede Form der Finanzmarktderegulierung.

Der Kongress muss unseren Bürgern dienen, nicht dem Mammon.

Denn eine Finanzmarktderegulierung führt einzig und allein zu einer Öffnung der Tore für Betrug jeder Art. Sie erlaubt es Institutionen und gar Privatpersonen, sich durch die finanzielle Zerstörung von Millionen Leben von deren Mitbürgern schamlos zu bereichern. Amerikas Öffentlichkeit verfügt in der Breite nicht über das Wissen, um diese Dinge zu durchschauen.

Auch nur die wenigsten Abgeordneten im Repräsentantenhaus und Senat sind dazu in der Lage, diese Zusammenhänge ausreichend zu verstehen. Was diese Abgeordneten allerdings mehrheitlich wissen, ist, dass es ihren politischen Karrieren in keiner Weise förderlich ist, sich zu sehr mit dieser Materie auseinander zu setzen und zu befassen.

Auf welche Weise repräsentieren die durch das Volk gewählten Abgeordneten also noch all jene, die sie in ihre politischen Ämter gewählt haben? Die Antwort lautet, dass dies heute kaum noch stattfindet. Frage aller Fragen, um die sich heute alles dreht, ist, ob der Kongress unser Land aufgrund des Erhalts von Wahlkampfspenden in den Abgrund steuert, oder ob die Abgeordneten endlich mehrheitlich dazu bereit sein werden, Risiken einzugehen, um unser Land vor diesem Abgrund zu retten. 

Amerika kann und wird in seiner jetzigen Form nicht überleben, wenn exzessive Risikoneigung an den Finanzmärkten bei gleichzeitigem Finanzbetrug immer wieder darin endet, dass Amerikas Steuerzahler dieses System auch noch aus seinen eigens geschaffenen Problemen heraus kauft.

Die Abgeordneten Walter Jones und Marcy Kaptur, Mitglieder des Repräsentantenhauses in beiden Parteien, ehemalige Vorstände von Goldman Sachs wie Nomi Prins sowie führende Mitglieder von Bürgergruppierungen haben es geschafft, im Repräsentantenhaus am 14. Juni eine Anhörung zu dieser Entwicklung anzusetzen.

Dabei drehte sich nahezu alles darum, was eine Wiedereinführung des Glass-Steagall-Gesetzes für die ökonomische, politische und soziale Stabilität unseres Landes zu tun in der Lage wäre. Lassen wir unsere gewählten Abgeordneten wissen, dass wir nicht mehr länger dazu bereit sind, Verantwortung für die rücksichtslosen Methoden der Finanzmärkte und der heimischen Großbanken zu übernehmen.

Die in den Jahren 2007 und 2008 ausbrechende Finanzkrise verlangte den Steuerzahlern Amerikas und der geldpolitischen Druckerpresse einen pekuniären Betrag ab, der meinen persönlichen und wohl auch realistischen Ansatz zu Kapital- und Liquiditätsanforderungen für Finanzinstitutionen bei Weitem sprengte.

Falls wir das Glass-Steagall-Gesetz nicht alsbald wieder einführen, wird das allein durch unbändige Gier getriebene Eingehen von außergewöhnlich hohen Finanzrisiken die ökonomische Zerstörung unseres Landes vollenden. Der Kongress muss unseren Bürgern dienen, nicht dem Mammon.

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